Verein Feuerwehrhistoriker in NÖ)

Achivierte Berichte

Signet Verein Feuerwehrhistoriker

Auf den Spuren der Feuerwehrgerätehersteller


Manchmal ist es nur ein kleines Blechschildchen auf einer alten Spritze, das neugierig macht. Außer dem Namen weiß man wenig oder gar nichts über die Erzeugerfirma. Deshalb befassten sich die Teilnehmer der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte in ihrer 14. Tagung in Kurort Jonsdorf, Oberlausitz, Sachsen, mit dem Thema „Firmengeschichten der Feuerwehrgerätehersteller“.

Das Ergebnis ist in einem 675seitigen Tagungsband bzw. auf einer CD-ROM dokumentiert. Sie enthalten die Geschichte von über 60 ehemaligen sowie bis heute noch produzierenden Firmen dieser Branche in Deutschland, Kroatien, Niederlande, Österreich, Schweiz, Tschechien und Polen und sind somit ein hervorragendes Nachschlagewerk über die Historie der Feuerlöschgeräte- und -fahrzeugproduzenten dieser Länder. Die Textbeiträge sind zum Teil mit historisch wertvollen Fotos und Produktreklamen der Firmen untermauert.


Österreich ist darin vertreten mit:

Herbert G. Brandstetter – „Der Feuerlöschgerätehersteller Gugg in Braunau am Inn“,

Erwin Chalupar – „Industrieelektronik Pölz IEP ein verläßlicher Partner der Feuerwehr“,

Gerhard Eichberger – „Firma Josef Seiwald Karosseriebau Ges.m.b.H., Oberalm, Salzburg“,

Roman Felsner – „Firmengeschichten der Feuerwehrgerätehersteller und Lieferanten in Kärnten“,

Josef Hötzl – „Hötzl – Feuerwehrfahrzeuge“,

Heinrich Krenn – „Firma Knaust, Wien 1822-1938“,

Hans Gilbert Müller – „Ein Unternehmen mit Vergangenheit und Zukunft“ (Rosenbauer),

Peter Poloma – „Firmengeschichte von Austro-Fiat“,

Johann Sallaberger – „Haberkorn produziert seit über 100 Jahren Feuerwehrschläuche“,

Werner Satra – „Firmengeschichte der Fa. Langer“ (Wr. Neudorf),

Eugen Schertler – „Firmengeschichte der F. Haberkorn“ (Bregenz),

Adolf Schinnerl – „Glockengießerei Oberascher in Salzburg – Erfinderin des Gasstrahlers“,

Peter Schmid – „Treffen der Generationen – Eine Chronik des Österreichischen Feuerwehrfahrzeugherstellers MARTE“ (Weiler),

Peter Schmid und Martin A. Keckeis – „Firmengeschichte der Rechner`s Ges.m.b.H. (Ludesch),

Karl Heinz Wagner – „Gerätehersteller in Tirol“ (Grassmayr, Thöni, Empl),

Dr. Alfred Zeilmayr – „Die Dynastie Rosenbauer im Oberösterreichischen Feuerwehrwesen“,

Hans Gilbert Müller – „Reginald Czermack“ (Teplitz in Böhmen und Wien).


Der Tagung vorangegangen ist am 27. September 2006 die 9. Sitzung der CTIF-Geschichtekommission. Beschlossen wurde das Prozedere der Zertifizierung von Feuerwehrmuseen und beraten die Regulativs zur Bewertung von historischen Feuerwehrkraftfahrzeugen, welche der nächsten Delegiertenversammlung des CTIF zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Als erstem Feuerwehrmuseum wurde dem „Feuerwehrbewegungszentrum“ in Pribyslav, Tschechien, die Zertifizierungsurkunde mit einer Gültigkeitsdauer von zehn Jahren überreicht. In der Kommission vertreten waren Delegierte der Nationalen CTIF-Komitees von Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Kroatien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Slowenien, Tschechien und Ungarn, ein Gast des Landesfeuerwehrverbandes von Südtirol und heuer erstmals auch Vertreter von Belarus (Weißrussland) und Griechenland.


Während in der Kommission pro Nation jeweils nur ein Delegierter vertreten ist, kann in der Internationalen Arbeitsgemeinschaft, die unter der Patronanz der CTIF-Kommission steht und als offenes Forum geführt wird, jeder an der Feuerwehrgeschichte Interessierte unabhängig von der Delegierung durch einen Verband mitarbeiten. Ausgezeichnet waren die von Oberbrandmeister Hans-Joachim Augustin, Kurort Jonsdorf, gemeinsam mit dem Kommissionsvorsitzenden BR Adolf Schinnerl organisierten Veranstaltungen mit 86 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die Anwesenheit des CTIF-Präsidenten Walter Egger. Er bedankte sich für die grossartige Arbeit bei den Kommissionsmitgliedern und lobte insbesondere den Idealismus der Forscher und Forscherinnen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft, die ja grösstenteils auf eigene Kosten teilnehmen und darüber hinaus den wertvollen Tagungsband selbst finanzieren.


Auf der Heimfahrt machten Teilnehmer aus Österreich, Kroatien, Slowenien und Tschechien einen Zwischenstopp im böhmischen Teplitz und besuchten das Grab von Reginald Czermack auf dem aufgelassenen evangelischen Friedhof. Sie erwiesen damit dem Pionier der Feuerwehrgeräteherstellung und ersten Vorsitzenden des Österreichischen Feuerwehr-Reichsverbandes (1889-1903) die besondere Ehre.

Das Grab hat nach langer Suche der Mentor der österreichischen Feuerwehrgeschichte, Dr. Hans Schneider (+1997) im Jahr 1990 entdeckt. Der aufgelassene Friedhof, dessen Grabsteine mehrheitlich verblasste deutsche Inschriften tragen, ist in einem desolaten Zustand. Die deutsch sprechenden Einwohner wurden 1945 vertrieben und so hat zu den Verstorbenen niemand mehr einen Bezug. Eine Ausnahme ist die Grabstätte der Familie Czermack-Wartek. Im Jahr 2003 konnte BR Adolf Schinnerl als Leiter des ÖBFV-Sachgebietes 1.5 mit Hilfe des ehemaligen Präsidenten des föderalen Feuerwehrverbandes der CSSR, Dr. Miroslav Repisky, und Finanzierung durch den ÖBFV wenigstens die Grabinschrift wieder in lesbaren Zustand versetzten lassen. Sie sind nunmehr bemüht, das Andenken Czermacks auch in den tschechischen Feuerwehren zu wecken, da er auch deren erster Vorsitzender war.


OBR Johann Sallaberger

Sachgebietsleiter 1.5


Tagungsteilnehmer in Görlitz




Die Tagungsteilnehmer auf dem Stadtplatz in Görlitz mit Oberbürgermeister Joachim Paulick (Bildmitte mit CTIF-Jubiläumsbuch) beim Besuch der historischen Stadt, die auch durch die seit 1864 hier bestehende Feuerlöschgeräteerzeugung bekannt ist. (Foto Keine)